Fellski, the new black – Twin Skin Carbon von Fischer

Von Chris

Fell unter den Ski! Als Steighilfe ist das eigentlich nichts Neues. Und die Skitourengeher unter euch werden sich eine Tour in die verschneiten Berge ohne Fell kaum vorstellen können.

Doch in den letzten Jahren passierte noch etwas: inzwischen werden auch im Langlauf wieder Felle eingesetzt.

Was heißt hier „Fellski“?

Der Fellski ist dem Schuppenski sehr ähnlich und zählt zu den einfach zu handhabenden No-Wax-Ski. In der Steig- bzw. Abdruckzone ist der Fellski jedoch statt mit Schuppen mit schmalen Fellstreifen versehen. Das Fell besteht aus entweder 100 Prozent Mohair oder aus einem Mohair-Mix. Es sorgt besonders bei harten oder eisigen Bedingungen für einen sicheren Abstoß.

In dieser Tatsache liegt wohl auch die Begründung, warum man sich überhaupt wieder auf das Befellen der Langlaufski besann, das zum Beispiel beim norwegischen Militär bereits vor 200 Jahren angewendet wurde: heute sind bis hinauf in Mittelgebirgslagen die Winter längst nicht mehr schneesicher. Bei schnell wechselnden Bedingungen stößt man da mit Wachsski und selbst mit herkömmlichen No-Wax-Ski bald an die Grenzen: so muss bei Wachsski der Wachs immer wieder an die wechselnden Temperaturen angepasst werden, da sonst der Schnee schnell am Klister kleben bleibt. Und auch unseren Fahrstil müssen wir ajustieren – oft ist ein Mehr an Kraft und Technik gefragt. Hier liegen die Vorteile des Fellski.

Für gewöhnlich findet sich aktuell bei Fellski je ein schmaler Streifen in der Abdruckzone. Fischer baut als (bisher) einziger Hersteller den Twin Skin mit zwei separat an der Führungsrille versetzten Fellstreifen, um „ein geschmeidiges und harmonisches Gleiten“ zu ermöglichen, wie sie es beschreiben.

Fellski im Test

Von Fischer Nordic bekam ich für mich passende Carbon Twin Skins und durfte sie ausgiebig in einem recht launischen Winter mit kaum Schnee testen. – Ob sie meine bisherigen Schuppenski ablösen werden? Ein Einblick:

Die Fellski im Einsatz

Die mitgelieferte Turnamic Bindung auf die vormontierte IFP Platte des Twin Skin Carbon gesteckt … und ich war startklar! Nicht so der Winter; er wollte einfach nicht in die Gänge kommen. Doch irgendwann war es dann soweit … es schneite, die Loipen waren bald gespurt, die Bedingungen in der Böhmischen Schweiz perfekt. Der Weg dorthin war weiter als angenommen, aber: Hauptsache Schnee. Viel Schnee.

Im Grunde genommen haben alle bisherigen klassischen Langlaufski ihre Vor-und Nachteile. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Schuppenski vor allem bei Pulverschnee und bei kalten Bedingungen meine Erwartungen erfüllt: selbst auf einer mehrtägigen Tour im Vorjahr bei bis zu -22°C musste ich mir kaum Gedanken um die Pflege machen. Eher um das Einfrieren meine Nase sorgen. Während der Tour passierten wir einige eisige Stellen, die sich als sehr mühselig erwiesen. – Ich musste mehr Technik aufwenden und mich konzentrieren, um ohne Sturz und sicher über die eisigen Platten zu gleiten.

Der Twin Skin, so meine Erfahrung eine Saison später, meistert solche harten oder eisigen Bedingungen dagegen mit Bravur. „Durch die einzigartige Teflon-Beschichtung der Felle werden Feuchtigkeitsaufnahme und Aneisen reduziert“, erklärt Fischer die Technologie. Im Grunde funktioniert die Idee aber wie eh und je: gleiten kann das Mohairfell nur nach vorn. Bewegt man es nach hinten, bietet es ordentlich Grip; was beim Abstoßen wichtig ist.

Der von mir getestete Fellski bewies seine Fähigkeiten als Allrounder: ihm ist egal, welche Verhältnisse vorherrschen. Kalt oder warm, Neu- oder Nassschnee – es passte immer.

Der Twin Skin verzeiht gleichzeitig etwas an fehlender Technik in steileren Hängen, was vor allem dann sehr angenehm machte, wenn ich müde wurde. Das heißt aber nicht, dass man ganz ohne Technik den Hügel hochwandern kann!

Einzig und allein an der Geschwindigkeit merkte ich, dass die verschiedenen Temperaturen und Bedingungen einen größeren Einfluss hatten, als beim Schuppenski. Aber ich war nicht immer nur in Eile und so passte es wunderbar.

Dass Fellski aber auch bei Geschwindigkeitsjagden anderen Skis nicht nachstehen, zeigt sich auch darin, dass sie heute – passende Temperaturen vorausgesetzt – selbst im Rennsport verwendet werden.

Ein weiterer subjektiver Vorteil, vor allem bei hohen Geschwindigkeiten: sie sind laufruhiger, denn auf Fellen gleitet man ruhiger als auf Schuppen.

Fellski im spurlosen Gelände

Haltbarkeit und Pflege des Fells

Kennt ihr es auch so?: Den Schuppenski muss man eigentlich „nie pflegen“. Oft genug jedenfalls wird der „No-Wax“-Hinweis von Laien so verstanden.

Dabei ist das schlicht missverständliches Marketing. Denn „No-Wax“ klingt zwar für Werber super, vor allem aber wir Laien und weniger technisch Begabte (bzw. die No-Waxer unter uns), denken oft genug, dass wir die neuen Langlaufski nur nutzen bräuchten und uns sonst um gar nichts kümmern müssten.

Twin Skins von Fischer Nordic

Schauen wir uns die Ski mal genauer an: Der Langlaufski besteht aus einer Gleit- und einer Steigzone. Die Gleitzone verlangt ausdrücklich zwischendurch immer wieder Wachs und Pflege, damit man lang und weit gleiten kann.

Die Steigzone indes wird nicht gewachst. Und genau so sollte man sich das merken. Liebevoll, als wäre es unsere eigene Haut, sollten auch die Felle gepflegt werden. So halten sie am längsten.

Die Skipflege braucht auch nur ein paar Minuten:

Am Ende jeder Tour wische ich allen möglichen Dreck und alle Eiskristalle vom Fell in Gleitrichtung mit dem Easy Skin Cleaner ab. Bei Bedarf kann man Fischers Easy Skin Care HF anbringen, um das Anstollen von Schnee bei feuchten Schneeverhältnissen zu verhindern. Auch hier wird das Mittel in Gleitrichtung aufgetragen. Die Gleitzonen sollten regelmäßig mit einem Flüssigwachs gepflegt werden, um dauerhaft maximale Gleiteigenschaften zu erzielen. Das Fell hält, je nach Pflege und Nutzung, in der Regel bis zu ca. 1200 km aus – mehr dazu, wenn ich diese Distanz erreicht habe.

Die Reinigung oder Skin Cleaner auftragen soll immer in Gleitrichtung erfolgen.
Easy Skin Cleaner von Fischer Nordic

Besonders leicht: Carbon

Mein Twin Skin Carbon mit einer Länge von 182 cm wiegt nur ~950 g pro Ski.

Zum Einsatz kommt ein multiaxiales T300-1K-Carbongewebe für die Skispitze, Skienden und als Laminat. Der Ski-Kern, der bei Fischer “Air Core Carbon” heißt, hat einem Luftanteil von mehr als 80 Prozent und sorgt damit für extreme Leichtigkeit. Eine verwindungsfreie und bruchfeste Technologie soll für die optimale Performance sorgen.

Sicher schöpfe ich das Potenzial bei weitem nicht aus. Doch seitdem ich auf den Geschmack der Leichtigkeit gekommen bin, möchte ich dieses Privileg nicht mehr missen. 

Fazit

Fellski haben einige Vorteile: sie bieten auf allen Schneebedingungen einen guten Abdruck. Außerdem sind sie weniger pflegeintensiv als Wachsski. Genussorientierte sowie fortgeschrittene Läuferinnen und Läufer werden Freude mit Fellski haben.

Die Twin Skins werden standardmäßig mit Turnamic Bindungen ausgeliefert, die für perfekte Gleiteigenschaften vor Ort eine individuelle Anpassung je nach Schneebedingungen ermöglicht. Den allerletzten Schliff verleiht dann Finish First: Der Überbegriff, der alle einzelnen technologischen Schritte im Verlauf der finalen Behandlung des Belages unter sich vereint.

Empfehlung: Ja, ich würde Jedem beim Neukauf einen Fellski empfehlen.


Vielen Dank an Fischer Nordic fürs kostenlose Bereitstellen der Langlaufski. Meine Meinung ist davon wie immer unbeeinflusst.