Es machte klick – Turnamic und Carbonlite H Plus Skate – ein Testbericht
Es ist ja so: Einerseits braucht kein Mensch permanent die neueste Ausrüstung. Und doch ist man dann immer wieder erstaunt, wenn man nach längerer Zeit auf neuere Modelle umsattelt. Denn neue Ideen und Technologien bringen nicht selten eine ziemliche Gewichtsersparnis und damit letztlich mehr Spaß da draußen. Das gilt auch für Langlaufski.
Jedenfalls: Als die Turnamic Bindung auf den Markt kam, war ich dann eben doch neugierig. Fischer hat mir in der Saison 17/18 eine neue
Ausrüstung zum Testen geschickt. Meine Freude war ziemlich groß, denn beim Auspacken spürte ich erstmals, wie superleicht die Carbonlite H-Plus Skating Ski mit Belag und optimierten Plus-Schliff aus dem Weltcup-Niveau tatsächlich sind. – Sie wiegen zusammen nur 980 g (medium, 171 cm). Auch die dazu passenden Fischer RCS Skate WS Schuhe sahen elegant und stabil aus. Die Race Skate IPF TURNAMIC® Bindungen (Ispo Award Gold Winner 17/18) kamen separat verpackt. – Was soll ich sagen: Ebenfalls leicht und kaum wahrnehmbar.
Moment mal! Separat verpackt???? Hilfe! Ich habe noch nie selbst eine Bindung montiert!
Was ist TURNAMIC?
Easy, tunable, dynamic – Kurz zusammengefasst heißt es: Einfache Bedienbarkeit und Montage, werkzeugloses Tuning der Skiperformance, optimale Kraftübertragung und perfekte Kontrolle. Die Race Pro Skate-Bindung besticht durch optimierte Leistungsvoraussetzungen beim Skaten. Individuelle Anpassungen sind in Windeseile und ganz ohne Werkzeug möglich. TURNAMIC® ermöglicht bei Skatingski sekundenschnelles Tuning der Skiperformance. Nach vorne geschoben bietet sich mehr Stabilität, nach hinten geschoben verbessern sich die Gleiteigenschaften spürbar.
Der Vorteil: du kannst direkt vor Ort deine Gleiteigenschaften nach den Gegebenheiten anpassen.
Die TURNAMIC® Bindung montieren
Nun saß ich mit all den Teilen und überlegte, wie ich sie zusammengebaut bekäme. Leicht überfordert saß ich im Internet und googelte. Mit Hilfe von diesem Video vom Fischer bekam ich dann ein besseres Verständnis, wie die IFP Turnamic Bindung aufgebaut ist und wie sie ganz einfach in die vormontierten Ski eingesteckt werden.
Einfacher gesagt als getan. Ich stellte mich erst mal ziemlich an, da ich nicht wusste, wo ich die Schiebeleiste überhaupt reinschieben soll.
So gehts:
1. Auf den unteren Teil der TURNAMIC® Bindung stehen die Schuhgrößenmarkierungen. Dieses Teil steckst du mit der oberen Platte zusammen, so daß deine Schuhgröße auf die umliegende Seite sichtbar ist.
2. Die Turnamic Bindung nun auf die oberste Befestigungsplatte am Ski legen und vorsichtig reinschieben. Auf halber Höhe mit den anderen Hand die untere Teil der Bindung auf die untere Teil der Platte leicht andrucken und in die Schiene schieben bis die Einstellung „0“ erreicht ist.
3. Das rote Feld in Pfeilrichtung drucken. Sobald es doppelt einrastet, hört man ein deutliches Klick. Genau so sitzt der Bindung fest.
4. Fertig !
Danach habe ich die Schuhe in die Bindung gesteckt um zu sehen, ob alles gut passt und hält.
Et voilà: Fertig für die Loipe!
Meine Erfahrungen
Bereits in der ersten Stunde habe ich gemerkt, wie leicht alles ist und wie fast von selbst ich auf dem Schnee glitt. Die Anstiege sind deutliche leichter zu bezwingen als mit meinem normalen Skating Ski, der deutlich schwerer ist.
Die neuen Ski waren bei der Abfahrt laufruhig. Nach etlichen Kilometern, als die Beine schwer wurden, war ich sehr dankbar, dass ich kaum Gewicht an den Füßen tragen musste.
Performance Tuning:
Die TURNAMIC® Bindung kann nach Bedarf und ganz flexibel so eingestellt werden, dass sie deine Gleitperformance verbessert. Hier die Verriegelung nach unten schieben und nach Gusto anpassen.
- Längere Aufstiege:
Hat man eine längere Steigung vor sich (z.B. einen kompletten Hang/Berg an einem Stück aufsteigen muss), kann man die Position „0“ bis „+3“ wählen.
- Längere Gleitphase (oder Abfahrten):
Hat man dagegen eine längere Abfahrtsphase, wählt man die Position „0“ bis „-3“.
- Neutral:
Loipen mit durchweg kleineren Steigungen und Abfahrten läuft man eher mit einer neutralen Einstellung. („0“)
Ich hatte am Anfang Bedenken, dass die Schuhe „drücken“ würden. Doch die RCS Skate WS Schuhe hielten meiner Füße druckfrei, gut stabilisiert und isoliert, selbst in tiefster Kälte bei minus 10°C.
Zwei Schlaufen sind im Innenschuh eingenäht, damit man mit einem Handgriff schnell in den Schuh reinkommt. Mit einem Kordelzug schnürt man die Schuhe schnell zu und zieht am obersten Schutz den Reißverschluß nach oben.
Ich trage in der Regel Turnschuh-Größe 37,5. Der 38-er Skatingschuh von Fischer passte mir mit meinen X-Socks wie angegossen. Nach eigener Erfahrung macht es keinen Sinn sehr dicke Socken anzuziehen – es ist wichtig, dass sich die Zehen im Schuh noch gut bewegen können. Sonst friert man noch leichter.
Kompatibilität
Die TURNAMIC® Bindung ist mit allen Schuhen, wie z.B. dem ProLink von Solomon oder NNN von Rotafella mit NNN-Sohlenprofil kompatibel. Langfristig gesehen ist der Vorteil, dass du nun die Schuhe recht frei wechseln kannst. Kommt ja durchaus vor, dass man erst nach ein paar Runden im Schnee bemerkt, dass der Schuh bei weitem nicht so bequem ist, wie im Laden gedacht …
Du willst nach Möglichkeit nicht dein komplettes Equipment austauschen?:
Manche andere Kombination, mit Material aus der Vorsaison ist möglich. Ansonsten heißt es: Auch Ski und Schuh neu kaufen. Am besten klärst du das mit dem Händler deines Vertrauens.
Ein eingespieltes Team: RCS Skate WS Schuhe , Carbonlite H Plus Skate & TURNAMIC® Bindung
Der Stabilizer hält den Carbonlite H Plus Skate Ski nach jedem Beinabstoß in horizontaler Balance. Das heißt: du hast die perfekte Skikontrolle – auch wenn der Ski in der Luft ist. Insbesondere, wenn man bereits ein paar Kilometer hinter sich hat und anfängt Fehler zu machen, macht sich der Stabilzer bemerkbar. Da ich meistens im Winter zum Ausdauersportler mutiere, bin ich für dieses Feature sehr dankbar. Denn irgendwann fange ich an müde zu werden und mein Fahrstil wird dadurch weniger elegant. (Überhaupt: Ganz ehrlich, das mit der Eleganz übe ich noch!)
Die Ausrüstung jedenfalls half mir bei einer effizienteren Kraftübertragung und besseren Stabilität beim Kick. Längere Aufstiege gingen plötzlich leichter von der Hand als mit meiner alten Ausrüstung. Die Montage der Bindung ist leicht, auch wenn ich mich am Anfang anstellte.
Fazit – Rennski für jedermann?
Diese Zusammenstellung von Ski, Schuh und Bindung war für mich ein Augenöffner. Ich traute mich zum ersten Mal auch häufiger in steileres Gelände mit den Skating Ski. Sie sind bei steilen Abfahrten laufruhig (auch bei etwas Neuschnee) und sehr stabil. Auf längere Gleitstrecken kann man einfach Gas geben und sich auf Flow und Speed konzentrieren. Das genoß ich sehr.
Mit den „TURN“ und twist Feature der Bindung mußte ich mich erst etwas anfreunden. Um in die Bindung einzusteigen, dreht man den Hebel nach links oder rechts, steigt ein und dreht den Hebel wieder zu. An manchen sehr kalten Tagen muss der Hebel wegen dem Eis mit erhebliche Kraftaufwand nach links / rechts gedreht werden.
„Tipp: Fuß nach vorne leicht andrucken, so geht die Hebel leichter auf.“
Mit der „Step-In“ Variante muss man sich beim Einsteigen nicht mehr bücken.
Der Carbonlite H Plus Skate kostet 479 €, die Turnamic Bindung 54,95€ und die RCS Skate WS 239€ (UVP vom Hersteller). Als Set sind diese Race Modellen oft günstiger, als wenn man sie einzeln kauft.
Ob man sich für einen Kleinwagen entscheidet oder doch lieber den Sportwagen leisten will, bleibt jedem ganz nach seinen Bedürfnissen und auch dem Geldbeutel überlassen. Ich möchte jedenfalls nicht mehr ohne meine Fischer-Ausrüstung auf die Skating Loipe, denn dieser Flow und diese Leichtigkeit machen einfach süchtig – und wie bei Schokolade: auch glücklich.
Weitere infos über Fischer und ihre Produkte unter www.Fischersport.com
Vielen Dank an Fischer Nordic fürs kostenlose Bereitstellen der Langlaufausrüstung. Meine Meinung ist davon wie immer unbeeinflusst.